Das Infanterie - Gewehr 88
Das Gewehr 88 wurde im Jahre 1888 als Ordonnanzwaffe des Deutschen Reiches angenommen, der Name leitet sich von der Jahreszahl ab.
Allgemeine Daten
Bezeichnung: |
Infanterie - Gewehr 88 |
Gesamtlänge: |
124,5 cm (mit Seitengwewehr 150 cm) |
Gewicht : | 3,8 Kg |
Lauflänge: |
74 cm |
Kaliber: | 7,92
x57 mm |
Munitionszufuhr: | Kastenmagazin,
einreihig, Laderahmen und später Ladestreifen |
Anzahl Züge: | 4 |
Drall: |
rechts |
Verschluss: | Zylinderverschluss
mit Kammerstängel |
Der Spandauer Oberbüchsenmacher Schlegelmilch entwarf im Auftrag der Gewehrprüfungskommission den Zylinderverschluss, einen Öffnungsspanner, der an den Verschluss des Gewehres 71/84 angelehnt war. Die neue Waffe erhielt einen Laufmantel des Bayern Armand Mieg und ein verbessertes Mannlicher-Magazin für einen Laderahmen mit 5 Patronen. Ein eigenes Bajonett (Seitengewehr) hatte des Gewehr 88 nicht, ordonnanzmäßig wurde das Seitengewehr des Modells 71/84 geführt und das Gewehr hierzu eingerichtet. Auch das Seitengewehr M 71 konnte aufgepflanzt werden, dies geschah aber meist erst in der Mangelwirtschaft des Ersten Weltkrieges. Am 20. November 1888 wurde die Einführung befohlen
Die staatlichen Gewehrfabriken in Spandau, Danzig, Erfurt und Amberg sowie die Fabriken der Firma Loewe/Berlin und OeWG/Steyr hatten bis 1890 bereits 1,9 Millionen Stück produziert.
Anlass
Eigentlich hatte Deutschland erst im Jahre
1884 das Schwarzpulvergewehr M71/84, das erste deutsche Repetiergewehr, zur Ordonnanz
angenommen. In Rottweil gab es zwar Versuche, rauchloses Nitrozellulosepulver
zu produzieren, jedoch gelang erst dem französischen Chemiker Paul Vieille
der entscheidende Durchbruch. Ergebnis war das französische Lebel Modell
1886, das mit einem Röhrenmagazin nach Kropatschek ausgerüstet war und
mit einer Patrone versorgt wurde, in die ein 8-mm-Rundkopfgeschoss verladen wurde.
Diese Patrone besaß eine bis dahin nie gekannte Rasanz (flache Flugbahn)
und damit Reichweite. 1887 nahm Frankreich das Gewehr zur Ordonnanzwaffe an. Die
Produktion und Auslieferung des Gewehrs 71/84 lief im Jahre 1886 an. Nur ein Jahr
später sah sich Deutschland dem Zwang ausgesetzt, eine neue Waffe konstruieren
zu müssen.
Verschluss des Gewehrs 88
( zum Vergrößern anklicken)
Mängel des Gewehrs 88
- Explosionen bei
geöffnetem Verschluss durch versehentliches Aufeinandertreiben zweier Patronen.
- Schießunfälle durch unsachgemäßen Zusammenbau des
Schlosses
- Explosionen, da man das G88 ohne aufgesetzten Verschlusskopf
feuern konnte
- Laufaufbauchungen durch Probleme mit der Munition
-
Gefährliche Gasströmungen nach hinten
- Schlechtschießer
im Zusammenhang mit dem Laufmantel und dessen Befestigung
- Waffenstörungen
durch den nach unten offenen Magazinschacht
Literatur
Leitfaden betreffend das Gewehr 88 und seine Munition. Nach dem gleichnamigen
K. Preussischen Leitfaden, München 1894
Leitfaden betreffend den Karabiner
88, das Gewehr 91 und deren Munition. Nach dem gleichnamigen K. Preussischen Leitfaden,
München, Gedruckt in K. B. Kriegsministerium 1894
Leitfaden betreffend
das Gewehr 88/05 und seine Munition, München / Berlin 1907
Eschweiler,
R.: Die Schussverletzungen durch das kleinkalibrige Gewehr, München 1897
Gerhart Ortmeier: Das Gewehr 88 und seine Varianten, in: Deutsches Waffenjournal
12 (2000) S.138-144
Hans Dieter Götz: Die deutschen Militärgewehre
und Maschinenpistolen 1871-1945, Stuttgart, 4.Aufl. 1985
Scarlata, Paul:
Das Gewehr 88 : Deutschlands erstes modernes Militärgewehr, Stuttgart 2008
Zeitschrift für das gesamte Schieß- und Sprengstoffwesen 36 (1941)
Nr. 4, S. 77.
Quellen:
Leitfaden
betreffend das Gewehr 88 und seine Munition. München 1894